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Regionalliga West/Südwest >>>>>> Saison 1998/99

4. Spieltag - 1. FC Kaiserslautern A (Tivoli)

Vorschau



    Original-Text Alemannia Web vom 21.08.98
    Ohne große personelle Sorgen gehen unsere Kicker heute ihre Heimpremiere an. Bei der Mannschaftsaufstellung ist davon auszugehen, daß Christian Schmidt zur Zeit die Nr. 1 im Tor ist, Thomas Lasser und Henri Heeren nach dem Ablauf ihrer Sperre wieder ins Team kommen. Offen ist dann nur die Frage nach dem Sturmpartner von Mario Krohm. Tobias Lenneper machte in Saarbrücken eine sehr gute Figur, allerdings drängt sich auch Dennis Ibrahim mit seinen drei Toren beim Testspiel am Dienstag auf. Lassen wir uns also überraschen und uns vom Dauerregen nicht die Laune verderben.

Alemannia Aachen - 1. FC Kaiserslautern 2:1 (0:1)
Zuschauer: 4.000 (ca. 5 aus Kaiserslautern)
    Original-Spielbericht vom "Jupp aus Aachen"

    Endlich das erste Heimspiel der neuen Spielzeit. Leider kostet der Dauerregen einige hundert wenn nicht sogar tausend Zuschauer. Trotzdem ist die Stimmung (Block S) bestens bei Spielbeginn.

    Der Start ist dann eher schleppend. Erst nach über zwanzig Minuten erzielt die Alemannia die erste Ecke des Spiels überhaupt. Torchancen sind zunächst auf beiden Seiten Mangelware, da zum einen die Abwehr der Pfälzer sehr gut steht, auf der anderen Seite der Gästeangriff laufend in die Oecher Abseitsfalle läuft. Beste Chance bis dahin ist noch ein Freistoß durch Roger Lutz, der den Ball flach aus 23 Metern durch (!) unsere Mauer schießt, aber auch zwei Meter am Tor von Christian Schmidt vorbai. Der hat dann in der 37. Minute seinen ersten großen Auftritt. Graf ist auf der rechten Seite durch, wird von Jesus herrlich angespielt und läuft alleine auf unseren Keeper zu. Doch gerade im Spiel eins gegen eins hat Christian Schmidt seine Stärken und kann den Ball abwehren. Alles scheint sich schon mit dem torlosen Remis abzufinden, da bekommt der FCK in der zweiten Nachspielminute der ersten Halbzeit seine erste Ecke. Der Ball fliegt scharf getreten herein und der lange Gauch braucht nur noch seine Birne hinzuhalten, um den Ball aus sechs Metern ins Tor zu befördern. Und Pause.

    Trotz des Rückstands werden die Spieler mit viel Applaus und Aufmunterung zur zweiten Halbzeit empfangen. Wir haben eben ein gutes Publikum in Aachen. Und unsere Spieler bedanken sich dafür, machen vom Anpfiff an viel Druck auf das Gästetor. Mit einem 0:1 auf das Tor am vollbesetzten Würselener Wall zu spielen, war zu besten Zweitligazeiten das spannendste was es gab. Und wie wird es heute? Ecke Alemannia in der 48. Minute, Bart Meulenberg bringt den Ball vors Tor, abgewehrt, wieder kommt Bart Meulenberg an den Ball und kann diesmal eine Flanke bis hinter die ganze Abwehr schlagen, wo schon Henri Heeren wartet. Der fackelt nicht lange und hämmert direkt aus der Luft den Ball aus 12 Metern ins Tor (des Monats). Alemannia setzt nach, macht Druck und läßt nicht locker. Allerdings birgt das die Gefahr in sich, sich irgendwann einen Konter einzufangen. So wie in der 63. Minute, als Gauch alleine auf unseren Torwart zugeht. Auf der Bank von Kaiserslautern heißt es schon, fertig machen zum Jubeln, alles springt auf, aber Christian Schmidt kann auch die Kopie der 37. Minute jetzt in der zweiten Halbzeit abwehren. Nicht nur das, er leitet sogar einen Konter der Alemannia ein, in dem er Stephan Lämmermann bedient, der sieht Mario Krohm starten und kann ihn so anspielen, daß der Ball über dessen Gegenspieler Hildmann geht. Schon im Strafraum nimmt "Super-Mario" den Ball an und mit und hebt ihn noch mal nach innen mit über seinen Gegenspieler, so daß er nun wirklich freie Schußbahn hat. Keine Abwehrchance für Bitzer, es heißt 2:1. Innerhalb einer guten Viertelstunde hat die Alemannia das Spiel gedreht.

    Jupp aus Aachen

    Dauerkarteninhaber, S-Block Steher, mitten drin in der Fanszene und Kumpel vom Webmaster - das war der Jupp aus Aachen. Seine Spielberichte waren eigentlich kein offizieller Bestandteil der Alemannia Aachen Internetseite und so wurden seine Geschichten von mir auch nur von der Spielestatistik aus verlinkt und immer mit der Überschrift versehen:

    Hinweis in eigener Sache: Der Spielbericht gibt die persönliche Betrachtungsweise des Verfassers im Rahmen seiner Berichterstattung wieder.

    Authentisch sollten seine Berichte und Erlebnisse aus den Stadien sein, manchmal frech oder auch etwas provokant, mahnend den Finger erhebend oder dem Fan und auch manch anderem kritisch den Spiegel vorhaltend. Auf jeden Fall sollten sie Spaß machen und sich vom "Einheitsspielbericht" der Medien mit seinen oft wiederkehrenden Phrasen unterscheiden. Und warum Jupp? Monika Fuchs, Gattin des Cheftrainers, und damals regelmäßige Besucherin der Spiele, fragte mich einmal amüsiert - es muss irgendwann 1997 gewesen sein -, wieso eigentlich in Aachen jeder Zweite, den sie kennen lernen würde, Josef oder eben Jupp hieße. Und daran erinnerte ich mich am Anfang der Saison. Da war er geboren, der "Jupp aus Aachen".
    Doch der FCK wehrt sich, Alemannia zieht sich etwas zurück. Wer jetzt denkt, es wird nun einfacher zu spielen täuscht sich leider. Es kommen kaum noch Bälle nach vorne, mit denen man etwas anfangen an. Trainer Fuchs reagiert und bringt mit Erwin Vanderbroek und Dino Hoffmann zwei Spieler, die eigentlich in der Lage sind, im Konter konstruktiv nach vorne zu spielen. Die aber müssen sich erst einmal ins Spiel einfinden. Mehrmals muß man nun als Zuschauer die Luft anhalten, wenn der Ball lang in Richtung unser Tor geschlagen wird. Irgendwie steht unsere Mannschaft hinten heute immer in Unterzahl oder muß sich im Spiel eins gegen eins behaupten. Unser neues System ist wirklich nichts für schwache Nerven. Aber es geht gut. Zum Schluß wird es dann wie immer hektisch. 90. Minute, diesmal ist Mario Krohm nicht im Abseits, ist frei durch, links an Torwart Bitzer vorbei, schieß aber nicht mit links direkt aus inzwischen spitzem Winkel aufs leere Tor, sondern hält den Ball noch mal an, dreht sich nach innen und paßt auf den nachrückenden Dennis Ibrahim. Dennis jedoch schafft nicht die Entscheidung, sondern schießt den auf der Torlinie lauernden Roger Lutz an. Dann gibt es innerhalb von 30 Sekunden noch zwei gelbe Karten für Frank Schmidt und André Winkhold. Auf der anderen Seite wird Frank Schmidt böse gerammt und bleibt verletzt liegen. Aber die ungeschriebenen Regeln der Fairneß sind inzwischen außer Kraft gesetzt. Kaiserslautern spielt nicht ins Aus, sondern unter dem wütenden Protest und Pfiffe der Zuschauer weiter auf den Ausgleich. Nachdem sich Frank Schmidt dann eben selbst behandelt hat, spielt er wieder mit, bis zur 95. Minute, dann ist endlich Schluß. Der Jubel ist groß, auch auf der "Scheiß-Tribüne", die doch partout nicht aufstehen wollte, und die Mannschaft feiert vor dem Block S mit ihren Fans, während die fünf Fans aus Kaiserslautern ihr Zaunfähnchen schon lange eingerollt haben.
    (Jupp aus Aachen)

Trainerstimmen in der Pressekonferenz nach dem Spiel:

Stefan Majewski (Kaiserslautern):
Wir haben in der ersten Halbzeit sehr gut gespielt. Wir haben auch ein Tor gemacht, aber wenn man alleine auf den Torwart zugeht muß man auch noch ein Tor machen. Im Fußball ist es wohl so, wenn man kein Tor macht, muß man verlieren. Ich muß ein Kompliment machen an meine Mannschaft sowohl von kämpferischer Seite als auch spielerisch. Ich glaube, in der ersten Halbzeit hat Alemannia keine einzige Torchance. In der zweiten Halbzeit kommen wir aus der Kabine, sind unkonzentriert, Standardsituation, das darf nicht passieren, und 1:1. Aber wir haben noch eine Torchance, Eins gegen Torwart, alleine kommt der Stürmer gegen den Torwart, Konter und wir bekommen das Gegentor. So ist Fußball, wenn man kein Tor macht, muß man verlieren. Wir hatten einen Punkt verdient, aber leider nicht geholt.

Werner Fuchs (Aachen):
Das erste Heimspiel ist immer das schwerste. Der Stefan hat es schon richtig gesagt, in der ersten Halbzeit haben wir keine Möglichkeit gehabt. Wir sind zum einen nicht in unseren Spielrhythmus gekommen, weil Kaiserslautern sehr gut abgewehrt hat. Die Abwehr war sehr bissig und hat viele Zweikämpfe gewonnen, wobei meine Offensivspieler nicht dagegengehalten haben. Zum anderen waren wir auch dadurch gezwungen, weil niemand der Spieler in die Gassen ging, und kein kontrolliertes Spiel aufzuziehen war, nur Einzelaktionen zu machen, und dann hat man gegen so eine gute Mannschaft keine Chance. Nachdem wir dann nach der Pause durch das herrliche Tor von Henri Heeren den Ausgleich geschossen haben, hat es dann wesentlich besser geklappt. Aber, wir haben insgesamt in unserem Abwehrverhalten, im Mittelfeld und auch unsere Stürmer die Räume nicht eng genug gemacht, so daß unsere Laute hinten immer in Gefahr gerieten. Teilweise waren wir hinten in Unterzahl oder zumindest gleiche Zahl, das darf nicht passieren. Da müssen wir den Hebel ansetzen. Wichtig ist natürlich, daß wir diese drei Punkte geholt haben, aber am Mittwoch gegen Dortmund erwarte ich die Dinge, die heute nicht so gut waren, wesentlich besser, und daß die Mannschaft, die mit dem guten Willen dann eben verkrampft hat, wieder besser spielt.


Aufregender als der Saisonauftakt waren in diesen Tagen im August 1998 allerdings die Diskussionen um einen Abriss und Neubau des Tivoli. Besonders engagiert war in dieser Geschichte die IG der Alemannia-Fans und Fanclubs.


    Original-Text Alemannia Web vom 22.08.98
    Am Dienstag trifft sich die Alemannia-Fangemeinde im Hotel „Am Tivoli“ (gegenüber dem Stadion) um Näheres zum eventuellen Abriß des Tivoli zu erfahren. Für 19.00 Uhr hat die IG der Fans und Fanclubs die Vertreter der Ratsfraktionen eingeladen, damit diese jetzt die Gelegenheit erhalten, nach einigen nichtöffentlichen Sitzungen, auch einmal die Fans zu informieren, wie denn der Stand der Dinge eigentlich ist. Bereits über 1.500 Unterschriften gegen den Abriß sind bereits gesammelt worden, und das nicht nur in Aachen selbst, sondern auch bei Fans anderer Vereine, gehört doch der Tivoli mit zu den beliebtesten Arenen im Westen Deutschlands. Anwesend sein wird an diesem Abend natürlich auch Alemannia-Präsident Wilfried Sawalies und Vertreter der Presse-Gruppe.

Einen Tag nach der Sitzung informierte ich:


    Original-Text Alemannia Web vom 25.08.98
    Gestern gab es das erste öffentliche Hearing über die Zukunft des Tivoli in den Räumlichkeiten des Hotel-Restaurants "Am Tivoli". Eingeladen hatte die IG der Alemannia Fans und Fanclubs und die Politik war hochkarätig anwesend. Bürgermeister Dr. Daldrup (CDU) war ebenso erschienen wie der Fraktionsvorsitzende der SPD Heiner Höffken, Ratsmitglied Günter Schabram (Grüne), gleichzeitig Vorsitzender im Sportausschuß sowie die sportpolitische Sprecherin der SPD Margret Schulz. Von der Alemannia waren Geschäftsführer Heeren, Präsident Sawalies und sein Vize Dirk Courté gekommen. Da die Veranstalter aber anscheinend gar keine Repräsentanten des Vereins erwartet hatten, waren die beiden Erstgenannten auch schon vor Beginn des Hearings wieder gegangen.

    Wer nun gedacht hatte, am Ende des Abends sehr viel schlauer zu sein als vorher, sah sich getäuscht. Was zum Beispiel der eine (Dr. Daldrup) als große Chance sah (evtl. neues Stadion mit Trainingsgelände in der Soers), qualifizierte der andere (G. Schabram) als ökologischen Unsinn ab. Der Vertreter der Grünen meinte sogar zwischendurch, daß in der Zeitung schon mehr gestanden hätte, als seine Fraktion überhaupt wüßte. Fakt ist aber wohl folgendes :

    Die Stadt Aachen hat einen Investor beauftragt, eine Planung vorzulegen, was man mit dem demnächst freiwerdenden Gelände jenseits des Tivoli machen könne. Das Straßenverkehrsamt wird nämlich mit dem des Kreises zusammengelegt, und der Schandfleck Markthallen verschwindet auch dort. Ziel war eigentlich der Bau eines Messegeländes an dieser Stelle. Dann überraschte der Investor (Fa. Metz) mit einem neuen Partner und mit der Idee, das Geländes des heutigen Stadions erwerben zu wollen, das unter der Voraussetzung der Möglichkeit einer Wohnbebauung ca. 25 Millionen Mark wert sei. Als Ausgleich würde der Investor ein neues Stadion bauen, das bei einem Fassungsvermögen von 12.000 Zuschauern ca. 17 Millionen Mark kosten würde. Im Ernstfall müsse man natürlich noch sprechen über Erweiterbarkeit, zusätzliche Sporthalle, anderer Werteausgleich usw. Nach Aussage der Politiker befinden diese sich zur Zeit in einer Nachdenkphase, die mit Sicherheit nicht kürzer als ein Jahr sein wird und ehe irgend etwas konkret werden würde, könnten bestimmt noch drei bis vier Jahre vergehen.

    Konkreter wurde es, als man denn nachfragte, was denn eigentlich passieren würde, wenn die Alemannia in naher Zukunft aufsteigen würde. Tatsache ist ja wohl, daß man zur Zeit kein zweitligataugliches Stadion hat und allein schon deshalb keine Lizenz bekäme. Genau damit schien man sich aber schon beschäftigt zu haben, denn es wurde bekannt, daß ein Gutachten in Auftrag gegeben wurde, das ermitteln soll, was eine Modernisierung zur BL-tauglichkeit kosten würde. Ohne diese Zahlen könne man auch gar nicht über ein eventuell neues Stadion verhandeln. Erschreckende Tatsache ist aber auch, daß Punkt Heute kein Geld zur Modernisierung vorhanden ist. Ein möglicher Aufstieg würde wohl schwierige Verhandlungen mit DFB und Regierungspräsident (der ja zur Zeit jede größere Ausgabe im städt. Haushalt genehmigen muß) nach sich ziehen.

    Fazit: Mir persönlich geht es jedenfalls so, daß ich kein Fazit des Abends ziehen kann. Wie sagte einer der Fans so schön : „Alles wischi-waschi!“

Wegen meines letzten Satzes im ersten Abschnitt hatte ich in den Tagen danach unterschiedliche Gespräche vor allem mit Vertretern der IG. Irgendwie gab es damals verschiedene Versionen und Auffassungen über Einladungen und Erwartungen, genau erinnern kann ich mich jetzt aber nicht mehr ;-)

Einen Tag später fand das Nachholspiel vom 2. Spieltag gegen die Amateure von Borussia Dortmund statt.


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