Alemannia 98/99 - Der Aufstieg - per Klick zur Startseite
 

Regionalliga West/Südwest >>>>>> Saison 1998/99

22. Spieltag - SC 07 Paderborn (Tivoli)


Was keiner ahnen konnte: Der eigentliche Tiefpunkt der Saison war noch gar nicht erreicht, der folgte nämlich einige Tage später gegen den Tabellenvierten Paderborn.

Alemannia Aachen - SC 07 Paderborn 2:3 (0:2)
Zuschauer: 2.800 (ca. 0 aus Paderborn)
    Original-Spielbericht vom "Jupp aus Aachen"

    Dreimal hintereinander verloren und immer noch in der Spitzengruppe. Will denn dieses Jahr wirklich keiner aufsteigen? Ich will schon, und unsere Mannschaft?

    Der Termin (ungeliebter Sonntag) und die Niederlage in Kaiserslautern am letzten Dienstag haben wohl einige tausend Zuschauer gekostet. Heute sind es nur knapp dreitausend (darunter die Trainer Michael Henke und Reinhold Fanz), die sich davon überzeugen wollen, daß es keine Krise bei der Alemannia gibt, und die Mannschaft die Spitze der Tabelle neu angreifen will. Wir wußten noch nicht, daß es für viele das letzte Meisterschaftsspiel der Saison werden wird.

    Viele Änderungen gibt es nicht in der Mannschaftsaufstellung. Torjäger Mario Krohm ist immer noch von Anfang an dabei, aber immerhin erhält Erwin Vanderbroek seine fünfundneunzigste Chance, seine Qualitäten von Beginn an zu zeigen.

    Der Start ist verheißungsvoll, Alemannia marschiert direkt nach vorne und greift an. Paderborn, das sage und schreibe Null Fans mit ins Grenzland bringt (für wen spielen die überhaupt?) kommt kaum zum Luftholen und sieht unsere Spielhälfte nur aus der Ferne. In der neunten Minute dann die erste Großchance für unsere Mannschaft. Kutowski kommt zu spät hinten heraus, Mario Krohm ist deshalb nicht im Abseits, als er den Ball steil auf rechts bekommt. Er geht mit dem Ball einige Schritte, und als ihm TW Kostmann entgegenkommt spielt er den Ball richtigerweise quer auf Stephan Lämmermann, der im Laufduell mit SC Libero Dotchev Richtung leeres Tor stürmt. Dotchev ist aber einer halben Schritt schneller und spitzelt den Ball Zentimeter vor Stephan mit einem langen Grätschschritt von hinten über das eigene Tor. Das hätte es schon sein können. Das war Pech, oder? Weiter geht's mit Mario Krohm, doch sein Flugkopfball nach Flanke von André Winkhold geht rechts neben das Tor. In der 23. Minute wagt sich Paderborn das erste Mal in unsere Hälfte. Bei einem Kopfballduell stützt sich Frank Schmidt auf und unsere Gäste erhalten einen Freistoß fast vor unserer Trainerbank. Nadj legt sich den Ball zurecht und flankt ihn in unseren Strafraum. Dort geht di Salvo auf den Ball zu und kann ihn noch vor Frank Schmidt zehn Meter vor dem Tor nach hinten verlängern. TW André Lenz braucht den Ball eigentlich nur zu fangen, doch irgendwie springt er in der Luft herum und segelt unter den Ball durch, der sich zum Entsetzen aller ins Tor senkt. 0:1, genau das durfte natürlich nicht passieren. Unsere Mannschaft scheint das aber noch nicht zu stören, sie macht weiter Druck auf das Gehäuse der Ostwestfalen. Nur drei Minuten nach der Gästeführung kann sich Bart Meulenberg auf der linken Seite den Ball erkämpfen und direkt auf Stephan Lämmermann weiterleiten. Der dribbelt ein paar Meter und flankt dann aus dem Lauf vors Tor. Dort kommt Wolfram Klein an den halbhohen Ball, hält den Fuß hin und ... Latte. Das war Pech, oder? Nur zwei Minuten später ist es wieder Stephan Lämmermann, der auf dem linken Flügel Schmitz den Ball abluchst und direkt auf Wolfram Klein spielt. Der macht eine kurze Drehung und schießt, jetzt schon im Strafraum stehend, auf die Kiste. Auf? Nein, über die Kiste. Wieder nur Pech? In der fünfunddreißigsten Minute gibt es Eckball von der rechten Seite. Bart Meulenberg spielt den Ball kurz auf den ersten Pfosten, wo Frank Schmidt den Ball verlängern kann. Hinten kommt Wolfram Klein an den Ball, Kopfball, auf der Linie gerettet. Das war Pech, oder? Paderborn zeigt jetzt wie es geht. Denn fast im Gegenzug, wir sind immer noch in der gleichen Minute, passiert es. Paderborn kommt das zweite Mal nach vorne. Nach einem abgewehrten Ball rückt die ganze Abwehr auf. Aus dem Mittelfeld wird der Ball steil auf links gespielt, wo Maaß nicht im Abseits steht (dafür aber Enge in der Mitte). Maaß ist durch, geht rechts an unserem TW vorbei, doch Rasim Sukzur ist ihm auf den Fersen und spitzelt von hinten den Ball vor dem einschußbereiten Maaß weg. Weg wär schön, Rasim kommt nur so gerade an den Ball, daß er einige Meter Richtung Außenlinie rollte. Inzwischen kommt von hinten Enge angerannt und kann den Ball an der Außenlinie erreichen. Rasim Sukzur macht die kurze Ecke zu und greift Enge an der Außenlinie an. Inzwischen ist auch TW André Lenz wieder auf, aber anstatt bei Maaß in der Mitte zu bleiben, wirft er sich auch noch Richtung kurzen Pfosten. In dem Moment spielt Enge den Ball in die Mitte, wo Maaß jetzt nur noch den Fuß hinhalten braucht. 0:2 mit der zweiten Torchance, das ist effektiv. In der 41. Minute bereits die erste Auswechslung. Mario Krohm geht vom Platz, Dennis Ibrahim kommt. Stadionsprecher Mohnen spricht von verletzungsbedingtem Wechsel, im Radio heißt es einfach, Mario ist wohl zu schwer für den Boden ... Mit gellenden Pfiffen wird die Mannschaft in die Pause begleitet.

    Trainer Werner Fuchs vor der Partie:

    Welche Schlüsse haben Sie aus der Niederlage gezogen?

    Die Fehler, die uns in Kaiserslautern passiert sind, dürfen sich nicht wiederholen. Sonst wird es ganz schwer, oben dranzubleiben. Ich gehe aber davon aus, daß jetzt ein Ruck durch die Mannschaft geht und sie sich gegen Paderborn in einer ganz anderen Verfassung präsentiert. Eines ist klar: Wir müssen gewinnen.
    Noch ein Wechsel in der Halbzeit, Henri Heeren kommt für Bart Meulenberg. Unsere Mannschaft kommt mit neuem Mut und dann kommt auch die große Chance zum Anschluß. Langer Abschlag von TW André Lenz in die gegnerische Hälfte. Paderborns Abwehr läßt den Ball aufspringen und so ist Stephan Lämmermann auf einmal am Ball und kann in den Strafraum eindringen, verfolgt von Libero Dotchev. Doch diesmal kann der Bulgare Stephan nicht mit fairen Mitteln stören, seine Grätsche gilt, wie auch die Fernsehbilder zeigen werden, nicht dem Ball. Strafstoß in der 53. Minute. Frank Schmidt legt sich den Ball zurecht. Anlauf, Schuß, ne Schüßchen, und TW Kostmann hat keine Mühe den halbhoch und viel zu lasch geschossenen Ball in seiner linken Ecke abzuwehren. Das war Pech, oder? Alemannia wirkt jetzt geschlagen. Paderborn kommt zu seiner vierten Ecke. Maaß flankt vor das Tor, TW André Lenz springt vorbei und Nadj kommt unbedrängt an den Ball. Sein Schuß jedoch Richtung Tor wird von di Salvo abgelenkt und geht so über das Tor. Der Höhepunkt eigener Unfähigkeit wird dann in der 65. Minute erreicht. Ballverlust in der eigenen Abwehr (ich laß jetzt einfach mal Namen weg) und Enge sagt Danke und schießt den Ball von der Strafraumgrenze ins Aachener Tor zum 0:3. Dieses Tor hat nun mehrere Auswirkungen. Viele Zuschauer stehen auf und gehen nach Hause, einige, die schon stehen, gehen auch. Andere drücken ihre Wut mit „Zugabe, Zugabe" - Rufen aus und viele pfeifen nun die eigene Mannschaft bei Ballkontakt aus. Soweit ist es also schon am Tivoli gekommen. Unsere Mannschaft reagiert auch, aber anders als erwartet. Sie schießt nämlich ein Tor. In der 68. Minute bringt Stephan Lämmermann eine Ecke von links vor das Tor. Alles springt am Ball vorbei bis Henri Heeren ganz hinten an den Ball kommt. Sein Schuß mit links geht unhaltbar ins Tor zum 1:3. Der Rettungsversuch eines Feldspielers auf der Linie ist vergebens. Es kommt noch besser. 2:3 in der 85. Minute durch einen Weitschuß des inzwischen eingewechselten Andy Bluhm, der ein Solo mit einem Schuß aus fast zwanzig Metern an den linken Innenpfosten abschließt. Trotz vier Minuten Nachspielzeit, es ist zu spät. Alemannia drängt auf den Ausgleich, doch Paderborn rettet sich über die Zeit.

    Wenn man anschließend die Tabelle sieht, kommt einem das Heulen. Was vertun wir dieses Jahr für Chancen. Und jetzt? Der Rest der Saison besteht jetzt wohl nur noch aus Freundschaftsspielen. Denn warum soll es ausgerechnet ab nächste Woche besser werden.
    (Jupp aus Aachen)

Trainerstimmen in der Pressekonferenz nach dem Spiel:

Günther Rybarczyk (Paderborn):
Ich muß ganz objektiv sagen, daß der Sieg heute sehr glücklich zustande gekommen ist. Alemannia Aachen hat in der Anfangsphase des Spiels sehr, sehr viel Druck erzeugt und auch die ein oder andere sehr gute Tormöglichkeit gehabt. Die Phase haben wir mit sehr viel Massel überstanden. Gott sei Dank ist es uns gelungen in dieser Drangperiode zwei Tore vorzulegen, mit denen man sicher nicht rechnen konnte. Wir haben aber schon öfter bewiesen, daß wir mit Standardsituationen auch in Bedrängnis in der Lage sind, plötzlich Tore zu machen. Das haben wir diese Saison schon öfter erlebt. In der zweiten Halbzeit hat das dritte Tor leider nicht die Sicherheit in das Spiel reingebracht. Wir waren im Mittelfeld nicht mehr in der Lage den Ball so zu kontrollieren, und das Spiel mit der Brechstange, das Aachen zwangsläufig machen mußte, zu weiteren Kontern zu nutzen. Wir hätten uns einiges Zittern ersparen können, wenn wir den Gegner nicht praktisch zu seinen Toren eingeladen hätten. Insgesamt sehr glücklich, aber ich bin froh, daß es uns gelungen ist, hier drei Punkte wegzuholen. Zum Schluß noch Respekt an beide Mannschaften, die bei den schlechten Bodenverhältnissen läuferisch und kämpferisch wirklich alles gegeben haben.

Werner Fuchs (Aachen):
Bei uns ist die Stimmung auf dem Nullpunkt. Wir haben auf der ganzen Linie versagt. Wir haben eigentlich recht gut begonnen, haben uns gute Chancen herausgearbeitet, aber einer muß davon rein, daß wir in Führung gehen. Ich kann mich nicht immer nur davor stellen und helfen, die Spieler aufzubauen. Ich muß auch sagen, daß wie beim 0:1 durch einen Freistoß aus vierzig Metern, darf man den Gegenspieler nicht frei zum Kopfball kommen lassen. Danach ist meine Mannschaft konfus geworden und nur wenige wollten Bälle haben. Wir haben dann versucht durch Umstellungen in der Halbzeit, möglichst früh ein Tor zu erzielen. Frank Schmidt hat den Elfmeter nicht reingebracht, der uns zu diesem Zeitpunkt sehr wichtig gewesen wäre. Zum Schluß ging es nur über die Brechstange, da kann man Glück haben, daß man so ein Ding trotzdem noch umbiegen kann, aber das Glück bekommt man dann nur, wenn man richtig was tut. Ich werde sicherlich einige Gedanken anstellen müssen, daß wenn wir durch eine Niederlage wie in Kaiserslautern unter Druck geraten, einigen der Mut fehlt, wenn mal etwas nicht so läuft. Eine Spitzenmannschaft muß so etwas auch mal verkraften können und da waren wir nicht in der Lage, die Nerven zu bewahren und unseren Stil, den wir am Anfang des Spiels gezeigt haben, weiter durchzuziehen. Da haben wir zu schnell die Nerven verloren.


Und so sah dann nach der dritten Niederlage in Folge die Tabelle aus:

1.   Preußen Münster 20 11 7 2 +22 39 : 17 40
2.   1.FC Saarbrücken 21 12 4 5 +17 35 : 18 40
3.   SC Paderborn 07 20 11 4 5 +17 38 : 21 37
4.   SC Verl 21 10 6 5 +11 43 : 32 36
5.   Eintracht Trier 21 10 5 6 +9 35 : 26 35
6.   Sportfreunde Siegen 20 9 7 4 +16 29 : 13 34
7.   Alemannia Aachen 21 10 4 7 +5 36 : 31 34
8.   LR Ahlen 21 9 6 6 +10 39 : 29 33
9.   Wuppertaler SV 21 10 2 9 -1 37 : 38 32
10.   Bayer 04 Leverkusen/A. 21 8 7 6 +6 37 : 31 31
11.   1.FC Kaiserslautern/A. 21 5 10 6 -1 36 : 37 25
12.   FC Homburg 21 6 7 8 -10 21 : 31 25
13.   SpVg Elversberg 20 5 8 7 -7 18 : 25 23
14.   FSV Salmrohr 21 5 5 11 -14 23 : 37 20
15.   Borussia Dortmund/A. 21 4 6 11 -13 27 : 40 18
16.   SpVg Erkenschwick 20 2 5 13 -25 23 : 48 11
17.   FC Remscheid 21 1 3 17 -42 15 : 57 6

Platz 7 war die schlechteste Platzierung in dieser Saison, doch unsere Mannschaft steckte nicht auf. Trainergespann und Mannschaft steckten die Köpfe zusammen und redeten Klartext über die letzten Wochen. Trainer Werner Fuchs nahm den Druck von der Mannschaft und erklärte - wenn auch intern anders geredet wurde - das Rennen um die Aufstiegsplätze für mehr oder weniger beendet. Es tat sich aber noch mehr. Das Trainerteam beschloss einige Kleinigkeiten im taktischen Bereich zu verändern. Das Resultat war vor allem eine etwas defensivere Grundausrichtung, denn selbst nur ein kurzer Blick auf die Tabelle machte deutlich, dass 31 Gegentore einfach zu viele waren.


    Original-Text Alemannia Web vom 03.03.99
    Trotz der augenblicklichen Misere verstecken sich Trainer und Spieler nicht. Auf der EUREGIO stehen am Donnerstag am Alemannia-Stand (Halle 7/8, Stand 16) Trainer Fuchs und die Spieler Lenz, Heeren, Bluhm, Ibrahim, Lasser und F.Schmidt für Fragen und Gespräche zur Verfügung und zwar in der Zeit von 14.30 Uhr bis 16.00 Uhr. Freitag trifft man dann dort ab 17.00 Uhr Erwin Vanderbroek und Rasim Sukzur.










hier geht es weiter